Deutsche "Oberlichter" in Kurland

L-INFOS - Deutsche „Oberlichter“ in Kurland: Ganz schlüssig ist die Erklärung über die ausschließliche Daseinsberechtigung eines „Oberlichtes“ über der Haustür und dem „Heimleuchten“ nicht, jedenfalls nicht ganz!

In einer Zeit, in der es noch keine Straßenbeleuchtung gab, konnte man sich in einigen westlichen Städten von einem Fackelträger – Quellen sprechen von ab dem 16. Jahrhundert - „heimleuchten“ lassen (Darüber gibt es in Deutschland eine ganze Reihe von Redewendungen mit den verschiedensten Bedeutungen). Bei dem Zustand der Straßen und wahrscheinlich auch in puncto innere Sicherheit war das vielleicht eine ganz gute Erfindung!

Wenn man aber keinen eigenen „Fackelträger“ hatte, was wohl eher der Normalfall war, dann soll abends und nachts das Oberlicht über der Haustür gute Dienste geleistet haben.
„Kämpferfenster“ oder „Oberlicht“ nennt man Fenster, die oberhalb des Kämpfers (das ist der Balken über der eigentlichen Tür) einer Tür angebracht sind. Sie erleuchteten den Innenflur und sollen abends und nachts auch als eine Art „Leuchtturm“ gedient haben.

In Kuldiga/Kurland, aber auch in vielen anderen Städten und Dörfern in Kurland, gibt es sehr viele alte Häuser, die heute noch über ein Oberlicht verfügen.
Aus Kuldiga stammt auch die - leider unbewiesene - Geschichte, dass diese „Oberlichter“ aus Frankreich über Deutschland Eingang in die lettische Architektur erlangten.
Fackelträger, die einem Heimleuchteten gab es in Lettland nicht, und so stellte man, wenn man abends das Haus verließ, eine Lichtquelle, Kerze oder Petroleumleuchte in das Oberlicht, sodass man abends oder des Nachts, wenn man nach Hause kam, eine beleuchtete Haustür vorfand. Man wusste also, wo man hin wollte, nämlich dahin, wo das Licht brannte und hatte dann, einmal angekommen, auch keine weiteren Probleme beim Öffnen der Haustür.

Das Oberlicht hat einem also „heimgeleuchtet“. Dass die Architektur der alten Holzhäuser mit dem Oberlicht in Kurland aus Deutschland übernommen wurde, ist naheliegend und wahrscheinlich. Zu damaligen Zeit konnten sich nur, wenn überhaupt, die Mittelschicht und Personen weiter aufwärts, ein Holzhaus derartiger Qualität (Oberlicht) leisten. Im 17. und 18. Jahrhundert bestand die sogenannte Mittelschicht und die Oberschicht in Kurland/Lettland aber vornehmlich aus Deutschen, die natürlich ihre deutsche Lebensweise – incl. Architektur – nach Kurland mitgebracht und importiert hatten.

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